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Donnerstag, 27. November 2008

Bregenzer Festspiele 2009 (I): Verdis Aida als Spiel auf dem See


Sie ist eines der meistgespielten Werke der Opernliteratur, die Geschichte einer legendären Liebe bis in den Tod und eine sehr moderne Parabel über Kriegslust, Nationalismus und Feindeshass: Giuseppe Verdis monumentale Oper Aida wird in den Sommern 2009 und 2010 erstmals auf der spektakulären Seebühne zu sehen sein.

Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der äthiopischen Prinzessin Aida – einst als Sklavin an den Nil verschleppt – und dem ägyptischen Feldherrn Radames ist seit ihrer Premiere 1871 zu einem der beliebtesten und meistgespielten Werke der Opernliteratur avanciert. Im kommenden Sommer ist Verdis monumentale „Wüstenoper“ Aida erstmals auf dem Wasser zu erleben: Premiere des Spiels auf dem See ist am 22. Juli.

Verdi hatte Aida von Anfang an als eine Oper der Superlative konzipiert: Prunkvolle Chorszenen und mit-reißende Marschrhythmen, lyrische Naturschilderungen und romantische Duette stehen harmonisch nebeneinander, in ihrer Wirkung vertieft durch das exotische Kolorit der Musik.

Der bekannte Triumphmarsch mit seinen schmetternden Fanfaren und prächtigen Chören markiert musikalisch wie szenisch einen der Höhepunkte der "Großen Italienischen Oper".

Lebendig eingemauert als Strafe für ihre Liebe und seinen Verrat – so enden die schöne Aida und der stolze Radames. Ein Tod, wie er erbarmungsloser nicht sein könnte, und doch ein Ende erfüllt von Klängen, die das grausame Schicksal, das die beiden erwartet, nicht ahnen lassen. Denn genau in diesem Moment erhebt sich der Schlussgesang "O terra addio, addio valle di pianti" – "Leb wohl, o Erde, o du Tal der Tränen" – so zart, so rein, so lichterfüllt und strahlend, als könne nichts und niemand dieser Liebe etwas anhaben. Der gemeinsame Tod trägt Aida und Radames hinfort, ein letztes Mal vereint in ewiger Umarmung.

Dass er auf Puccini wieder Verdi folgen lasse, habe triftige Gründe, erklärt Intendant David Pountney: "Es kommt natürlich nicht von ungefähr, dass ich mich entschlossen habe, nach Tosca wieder eine Oper von Giuseppe Verdi auf die Seebühne zu bringen. Denn sie ist einfach ein grandioser Ort für all das, was dieser Komponist am besten beherrschte: große Leidenschaften und tragische Konflikte in mitreißende Musik zu verwandeln. Aber Aida ist auch eine sehr moderne Parabel über Nationalismus, Kriegslust und Feindeshass und ein Stück, das zeigt, dass es in einem Krieg nur Verlierer geben kann."

David Pountney selbst hat mit seiner packenden, begeistert aufgenommenen Inszenierung von Verdis Nabucco in den Sommern 1993 und 1994 die einzigartige Serie von Aufführungen dieses Komponisten auf der Seebühne begründet. Spätestens seit das Bild des Maskenballs mit seinem im Buch des Lebens blätternden Skelett 1999 um die Welt ging, war klar, dass die Bregenzer Seebühne und Giuseppe Verdi perfekt zueinander passen: Die Atmosphäre und Umgebung des Spiels auf dem See scheint wie geschaffen für die Werke des berühmten Italieners, die mit ihren großen Chören, feierlichen Massenszenen und dramatischen Duetten schon immer dieser großen Bühne mit ihren imposanten Bühnenskulpturen zugedacht gewesen zu sein scheinen.

Erstmals ist nun Aida als Spiel auf dem See zu sehen. Dass die Bühne am Wasser und nicht in der Wüste steht, stört Pountney nicht im Geringsten: "Es ist das erste Mal in der Festspielgeschichte, dass diese großartige 'Wüstenoper' ans Bodenseeufer versetzt wird, und natürlich ist das eine große Herausforderung. Wir denken aber, dass wir eine äußerst spannende Umsetzung gefunden haben."

Ein Italiener, zwei Briten – und ein erfahrener Seebühnen-Profi
Die musikalische Leitung von Aida liegt beim italienischen Dirigenten Carlo Rizzi, es inszeniert der bekannte britische Regisseur Graham Vick, die Ausstattung stammt von seinem Landsmann Paul Brown. Für das Licht zeichnet der bereits mehrfach "Seebühnenerprobte" Wolfgang Göbbel verantwortlich.

Programmdaten:

Spiel auf dem See: Giuseppe Verdi - Aida
Premiere: 22. Juli 2009 - 21.15 Uhr

Weitere Aufführungen:
24. 25. 26. 28. 29. 30. und 31. Juli - 21.15 Uhr
1. 2. 4. 5. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 18. 19. 20. 21. 22. und 23. August - 21.00 Uhr

Seebühne/Festspielhaus

Musikalische Leitung: Carlo Rizzi, Gareth Jones
Inszenierung: Graham Vick
Bühne & Kostüme: Paul Brown
Choreographie: Ron Howell
Licht: Wolfgang Göbbel
Chorleitung: Anna Szostak, Wlodzimierz Siedlik
Chorleitung Bregenzer Festspielchor: Benjamin Lack

Wiener Symphoniker
Sängerensemble der Stadt Katowice - „Camerata Silesia“
Polnischer Rundfunkchor Krakau
Bregenzer Festspielchor
Bühnenmusik: Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium
Tänzer
Statisterie

Preise So - Do: EUR 272*/190*/112*/90/70/48/28
Preise Fr & Sa: EUR 288*/205*/132*/110/90/70/48

LINKS:

Zur Quelle: Bregenzer Festspiele

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