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Sonntag, 31. Juli 2011

Kultur macht Wirtschaftswachstum!

Stagnierende Haushaltskassen verleiten die Verantwortlichen schnell dazu, bei den  Kulturausgabent zu sparen. Das ist jedoch ausdrücklich kontroproduktiv, wie eine Forschergruppe um den Wirtschaftswissenschaftler Stephan Heblich vom Jenaer Max-Planck-Institut für Ökonomik herausgefunden hat. Kulturelle Angebote machen Städte und Regionen interessanter für hochqualifizierte Arbeitskräfte - und fördern damit auch ein höheres Wirtschaftswachstum in der Region.

Barock. Der Zusammenhang zwischen kulturellen Angeboten und hochqualifizierten Arbeitskräften war eigentlich schon immer bekannt. Stephan Heblich vom Max-Planck-Institut für Ökonomik, Michael Fritsch von der Universität Jena sowie Oliver Falck vom ifo Institut in München werteten jedoch nun Regionaldaten aus Deutschland aus und bewiesen damit, dass die Zahl hochqualifizierter Beschäftigter, also solcher mit Universitätsabschluss, anstieg, je näher die jeweilige Region an einem barocken Opernhaus lag. Diese Hochqualifizierten wiederum haben einen starken Anteil daran, dass diese Regionen auch ein stärkeres Wirtschaftswachstum erfahren, wie Heblich erläutert: "Schätzungen zeigen, dass ein Anstieg der Beschäftigten mit einem höheren Bildungsabschluss tatsächlich das Bruttoinlandprodukt erhöhen kann. Für uns ist das ein klares Indiz für regionale Wissensflüsse, die durch Hochqualifizierte ausgelöst werden."

Höheres Pro-Kopf-Einkommen. In der Studie hatten die Forscher 29 Opernhäuser berücksichtigt, die in den Jahren zwischen 1648 bis 1800, also vor der industriellen Revolution, erbaut wurden. Sie entstanden ganz unabhängig vom Wohlstand des jeweiligen Herzogtums und waren vornehmlich dem Prestigestreben der Herzöge oder Prinzen geschuldet. Damit konnten die Forscher nun auch methodisch nachweisen, dass das höhere Pro-Kopf-Einkommen in diesen Regionen nicht auf endogene Effekte zurückzuführen ist, also darauf, dass es sich hier um immer schon reichere oder gebildetere Regionen handelt, sondern dass es sich tatsächlich um einen unabhängigen exogenen Effekt handelt, ausgelöst durch das kulturelle Angebot.

Hinterfragt. Um sicher zu gehen, dass alternative Erklärungen für den beobachteten Zusammenhang zwischen einem vitalen kulturellen Umfeld und einer Konzentration hochqualifizierter Arbeitnehmerschaft auszuschließen sind, prüften die Forscher eine Vielzahl von aktuellen und historischen Faktoren - etwa religiöse Einflüsse oder die Präsenz von Universitäten. "Das Ergebnis bleibt bestehen: Ein lebendiges kuturelles Umfeld wirkt sich positiv auf das regionale Wirtschaftswachstum aus," sagt Heblich.  Kulturförderung kann also nachweislich Wirtschaftwachstum steigern.

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