Seiten

Dienstag, 22. November 2011

Das Kratzen der Nadel im Archiv: 78er-Schallplatten als Downloads verfügbar

Das Londoner King´s College offeriert im Rahmen seines Charm-Projektes (Centre for the History and Analysis of Recorded Music) alte 78-RPM-Aufnahmen digitalisiert zum Herunterladen an. Greifbar sind derzeit rund 5000 kostenlose Tondokumente.

King's College London. King's College London ist eine unter den 25 Spitzenuniversitäten der Welt, die älteste in London und die viertälteste in England. Das College wurde 1829 gegründet und erhielt seinen Namen nach der Schirmherrschaft König Georgs IV.

CHARM.
Das 2004 gegründete Centre for the History and Analysis of Recorded Music (CHARM) ist die wichtigste und grösste europäische Institution für die musikalische Interpretations- & Performanceforschung. Sie ist an drei britischen Universitäten (Royal Holloway University of London, King’s College London und University of Sheffield) domiziliert und organisiert zwei Symposien jährlich. Darüber hinaus macht es eine Fülle hoch interessanter historischer Musikaufnahmen, die bis ins Jahr 1914 zurückreichen, unentgeltlich online verfügbar.

5000 hörbare Dateien. Das Charm-Archiv umfasst derzeit mehr als 5000 Audiodateien, die entweder im MP3-Format online abgehört oder als Flac-Datei heruntergeladen werden können. Viele davon sind Teil des Projektes "Musicians of Britain and Ireland, 1900-1950". Dort finden sich auch Originale von Sir Arthur Conan Doyle Stimme und er erzählt Sherlock Holmes.

Damit erweckt das Projekt legendäre Aufnahmen wieder zu Leben, die sonst in den Archiven verstaubt wären. Die Aufnahmen stammen aus dem einmaligen und geradezu legendärem Archiv früher Aufnahmen des King's College, das an die 150.000 Stücke dazu archiviert. Neben speziellem Klassik-Repertoir geht es um die britische Musik vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese Archivierung und Wiederveröffentlichung ist für die Briten deshalb auch bedeutungsvoll, da ab 1931 die lokalen Künstler mehr und mehr aus dem Gesichtsfeld der Öffentlichkeit verschwanden, weil im Zuge von internationalen Firmenübernahmen und Konzentrationen im Schallträgergeschäft dort der Fokus vermehrt auf international vermarktbare Namen gelegt wurde.

Unter den Aufnahmen finden sich Perlen wie eine Wiedergabe von "Rhapsody in Blue" durch Mischa Spoliansky und das Julian Fuchs Symphony Orchestra aus dem Jahr 1927 oder Chopin-Interpretationen aus den 1910er- und 1920er-Jahren mit Eileen Beattie, Alfred Cortot, Mark Hambourg, Isolde Menges und Irene Scharrer und es kommt zu auditiven Wiederbegegnungen mit Künstlern wie den Geigern Albert Sammons oder Yovanovitch Bratza oder den Pianisten Karol Szreter und Mischa Spoliansky. Das Projekt legt speziell Wert darauf, klingende Zeugen der Zeit wieder verfügbar zu machen, die nicht als CD oder sonstwie online angeboten werden.

Links:
The AHRC Research Centre for the History and Analysis of Recorded Music
Opening up Britain’s musical memory
10.4.11/23.11.11/

Keine Kommentare: