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Sonntag, 3. Juli 2011

Kunst der Integration

"I was born long long ago July, the 4th 19-0-0 back o’town down in James Alley - just a boy of New Orleans", sang Louis "Satchmo" Armstrong 1970. Er feierte seinen 70. Geburtstag, und im New Yorker Madison Square Garden waren dann Duke Ellington und Ray Charles seine Gratulanten und Mitmusiker bei "Hello Dolly".


Independence-Day. Und der mitteilsame Musiker verklärte später gar: "Es war ein von Raketen krachender 4. Juli, an dem ich zur Welt kam, und man nannte mich Feuerwerksbaby". Der "Satchmo"-Biograf Gary Giddins grub bereits 1988 das Taufregister des Gotteshauses "Sacred Heart of Jesus Christ" aus, wo in lateinischer Kirchensprache vermerkt ist: "Armstrong (niger, illegitimus). Am 25. August taufte ich Louis, geboren am 4. August 1901, Eltern: William Armstrong und Mary Albert".
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Der 4. Juli scheint aufs erste ein häufiger Geburtstag unter Amerikas farbiger Jazz-Bevölkerung zu sein: Alton Purnell, der Jazz-Pianist aus New Orleans, der Posaunist Louis Nelson, der Blues-Songwriter Pleasent Joseph (Cousin Joe), der Blues-Pianist, auch bekannt als "the Honeydripper" Roosevelt Sykes, der Pianist Eureal "Little Brother" Montgomery, der große Klarinettist aus New Orleans, Albert Nicholas, der Komponist Thomas Jefferson Anderson jr. oder etwa der Gittarist und Bluessänger Robert Pete Williams geben angeblich den 4. Juli als ihren Geburtstag an. Sie alle haben vier Dinge gemeinsam: Sie sind schwarz, Jazzer, kommen aus Amerikas Süden und sind vor 1929 geboren. Das liegt nicht etwa daran, dass im Oktober allgemeine Lusttage in den Staaten stattfinden, sondern einfach daran, dass in diesen Zeiten keinerlei Aufzeichnungen über Geburten der farbigen Bevölkerung gemacht worden sind. Und wenn dann so ein nicht Erfasster eine Card beantragte, so wurde er auch nach seinem Geburtsdatum gefragt. Antwort: der 4. Juli. Indem sie sich auf den 4. Juli als Geburtsdatum beriefen, demonstrierten sie auch, dass sie sich voller Stolz mit einem Land und einer Region identifizierten, die mit ihresgleichen eigentlich nichts zu schaffen haben wollten.
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Warum aber machte sich Satchmo oder Pops noch dazu um ein Jahr älter: Ende 1918 ging er mit der 21-jährigen Prostituierten Daisy Parker die erste seiner insgesamt vier Ehen ein. Und dazu wollte der 1901 Geborene unbedingt volljährig sein. Also machte sich Armstrong um genau ein Jahr und einen Monat älter: so wurde der 4. Juli 1900 kreiert. Und plötzlich hatte er symbolträchtig am (ersten) Nationalfeiertag im neuen Jahrhundert Geburtstag.
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Pursuit of Happiness. Independence Day (Unabhängigkeitstag) wird als "Geburtstag" der Vereinigten Staaten als freie und unabhängige Nation gefeiert. Dieser Tag erinnert an die Unterzeichung der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776, vor 229 Jahren. Zu dieser Zeit führten die Einwohner der 13 Kolonien an der Ostküste Amerikas einen Krieg gegen den britischen König und das britische Parlament, weil sie sich ungerecht behandelt fühlten. 1763, nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, erlangte England die Kontrolle über alle östlich des Mississippi gelegenen Gebiete Nordamerikas und Kanada.

Ursache des Kriegs war in Europa der Wunsch Österreichs, Schlesien, das Preußen 1742 erobert hatte, wieder zurück zu gewinnen und in diesem Zusammenhang die als Gefahr gesehene preußische Macht zu brechen. Auf dem nordamerikanischen Kontinent sah sich Großbritannien als Kolonialmacht dem Versuch Frankreichs gegenüber, seinen Einfluss in Arkadien im kanadischen Osten wieder zu verstärken. Außerdem sollten die kanadischen Kolonien Frankreichs mit den Niederlassungen am Mississippi durch eine Besiedlung des Ohio-Tals vereint und damit die britischen Kolonien von der Entwicklung nach Westen hin abgeschnitten werden.

Die Folgen des mit dem Frieden von Paris 1763 beendeten Krieges sind für Preußen die Behauptung als europäische Großmacht und damit die Beendigung der eigentlich schon mit Ludwig XIII., sicher aber mit Ludwig XIV. begründeten Vormachtstellung Frankreichs in Europa. Damit ist die das restliche 18. und das 19. Jahrhundert prägende "Balance of Powers" in Europa begründet. Frankreich, dem ein militärischer Erfolg letztlich durch den Kampf auf zwei völlig unterschiedlichen Kriegsschauplätzen versagt war, verlor seine nordamerikanischen Kolonien an England bzw. Spanien und musste sich aus Indien zurückziehen.

Der Sieg Großbritanniens über Frankreich und der Erwerb großer Teile seiner Kolonien ließ das Problem der Machtausübung in den neu erworbenen und den alten Kolonien drängend werden. Neue Steuern sollen die Siedler an den Kosten sowohl der Herrschaft als auch der Sicherung gegen die Indianer beteiligen. Der damit angelegte Konflikt zwischen Krone und Siedlern ließ schließlich den Bürgerkrieg ausbrechen, der seinerseits schnell - mit Frankerichs Hilfe - zum Unabhängigkeitskrieg wurde. Die britische Regierung führte eine neue Finanzpolitik ein, z.B neue Steuern auf Zucker, Kaffee, Textilien und andere Importe. Nach Einführung des "Stamp Act" mussten besondere Steuermarken an allen Zeitungen, Broschüren, juristischen Dokumenten und Lizenzen angebracht werden.

Die seit langer Zeit an ein hohes Maß Unabhängigkeit gewöhnten Kolonien wehrten sich gegen die von England eingeführten neuen Steuern. Sie argumentierten, dass nur ihre eigene Kolonialversammlungen sie besteuern könne, und sie beriefen sich auf den Grundsatz "no taxation without representation" (keine Besteuerung ohne Vertretung). 1765 trafen sich Vertreter aus neun Kolonien als "Stamp Act Congress" und wandten sich gegen diese neue Steuer. Das britische Parlament musste den Stamp Act zurücknehmen, aber es legte Steuern auf Tee und andere Güter und schickte Zollbeamte nach Boston um die Zölle einzusammeln.

Die amerikanischen Kolonisten verweigerten erneut den Gehorsam, und britische Soldaten wurden nach Boston entsandt. Die Spannungen ließen nach als der britische Regierung die neuen Steuern, mit Ausnahme der Teesteuer, aufhob. Eine "Tea Party" und ein "Massaker" waren die beiden Ereignisse, die das Schicksal vorantrieben. Im Jahre 1767 verlor eine Teehandelsgesellschaft in englischem Besitz viel Geld. Um das Unternehmen zu retten, hob England 1773 eine Steuer auf Tee ein, der in den Kolonien verkauft wurde. 1773 führte daher eine Gruppe amerikanischer Unabhängigkeitsaktivisten die so genannte "Boston Tea Party" durch: Als Indianer verkleidet (!) schlichen sie auf britische Schiffe und warfen 342 Teekisten in den Bostoner Hafen. König George III. fand das weniger komisch und es brachte ihn auch keineswegs dazu, die Teesteuer aufzuheben. Im Hafen von Boston wurden britische Soldaten von Koloniebewohnern, die dachten, die Soldaten waren geschickt worden, um sie zu beobachten, verhöhnt und mit Steinen beworfen. Die Soldaten schossen in die Menge und töteten einige Bürger. Die Koloniebewohner übertrieben bei der Anzahl der Getöteten und nannten den Zwischenfall ein "Massaker". Das britische Parlament verhängte daraufhin die "Intolerable Acts".

Im September 1774 traf sich der erste Kontinentalkongress. Führende Persönlichkeiten der Kolonien, die sich gegen die von ihnen als solche empfundene britische Repression in den Kolonien wandten, trafen sich in Philadelphia. Die Kolonisten begannen, Milizen zu organisieren und Waffen sowie Munition zu sammeln und lagern. Im Mai 1775 trat ein zweiter Kontinentalkongress in Philadelphia zusammen und übernahm langsam die Funktion einer nationalen Regierung. Er gründete eine Kontinentalarmee und -marine unter dem Kommando von George Washington. Papiergeld wurde gedruckt, und diplomatische Beziehungen mit anderen Ländern wurden aufgenommen. Am 2. Juli 1776 beschloss der Kongress, dass "diese vereinigten Kolonien freie und unabhängige Nationen sind und von rechts her sein sollten". Thomas Jefferson aus Virginia schrieb mit Unterstützung einiger anderer die Unabhängigkeitserklärung, die vom Kongress am 4. Juli 1776 angenommen wurde. Diese Erklärung war eine öffentliche Verteidigung der amerikanischen Revolution und enthielt eine längere Liste mit Beschwerden über den britischen König George III. Sie erklärte auch, und dies ist mit das wichtigste, die Philosophie hinter der Revolution - dass die Menschen ein Recht auf "Life, Liberty and the Pursuit of Happiness" (Leben, Freiheit und Streben nach Glück) haben, dass Regierungen nur mit "der Zustimmung der Regierten" herrschen können, und dass jede Regierung aufgelöst werden kann, wenn sie die Rechte der Bürger nicht schützt. Diese Politiktheorie stammte vom britischen Philosophen John Locke, und ist ein zentraler Punkt der angelsächsischen politischen Tradition.

Am 23. August 1775 erklärte König George III in einer Proklamation, dass die Kolonien sich in einem Zustand der Rebellion befänden. Der bewaffnete Konflikt zwischen Amerika und England zog sich bis 1783 hin. Der Friedensvertrag, bekannt als die Treaty of Paris, erkannte die Unabhängigkeit, Freiheit und Souveränität der 13 ehemaligen Kolonien, nun Staaten, an. Die 13 Kolonien waren jetzt "freie und vereinte unabhängige Staaten" - aber noch keine vereinte Nation. Der Revolutionserfolg bot den Amerikanern die Möglichkeit, ihren in der Unabhängigkeiterklärung niedergelegten Idealen eine rechtliche Form zu geben. Im Mai 1787 trat in Philadelphia eine Versammlung zusammen, um eine neue Verfassung für einen Bundesstaat mit stärkerer Zentralgewalt aufzusetzen. Die Verfassung teilt die Regierung in drei eigenständige Gewalten, denen unterschiedliche Aufgaben zufallen. Die Macht jeder einzelnen Regierungsgewalt wird durch die Macht der beiden anderen in Balance gehalten, und die gegenseitige Kontrolle verhindert mögliche Kompetenzüberschreitungen. In den zwei Jahren nach Inkrafttreten der Verfassung wurden zehn Zusatzartikel, das so genannten Bill of Rights, hinzugefügt.
Louis Armstrong. Armstrong, dessen Großeltern noch Sklaven gewesen waren, wurde am 4. August 1901 im ärmlichsten Teil von New Orleans geboren. Seine Mutter Mary Albert zog mit knapp 16 Jahren nach New Orleans und lernte dort den Arbeiter William Armstrong kennen. Die beiden heirateten nie, aber Mayann bekam zwei Kinder von Will: Louis und zwei Jahre später Beatrice. Die Not zwang Louis Armstrong bereits mit sieben Jahren, sich seinen Lebensunterhalt mit niedrigen Arbeiten selbst zu verdienen. Mit 12 Jahren wurde Louis Armstrong in eine "Besserungsanstalt" für farbige Kinder verwiesen. Er bekam dort seinen ersten Musikunterricht. Armstrong trat mit Marching Bands der Stadt auf, bei Festtagsumzügen und bei traditionellen Begräbnisprozessionen, die auf dem Weg zum Friedhof nach getragenen Kirchenliedern verlangten und auf dem Rückweg nach wilden, lebenslustigen Stücken.
Louis Armstrong heiratete 1918 seine erste von vier Frauen, die Prostituierte Daisy Parker. 1918/19 spielte er in der Band von Kid Ory. In New Orleans hatte sich Armstrong auch im Umkreis von Musikern wie Joe Oliver bewegt, sich aber auch bereits mit Glücksspielern und Zuhältern herumgetrieben. 1922 schloss er sich Joe Olivers Creole Jazz Band in Chicago an. 1923 hatte er seine ersten Schallplattenaufnahmen als 2. Kornist mit der "Creole Jazz Band".
Lil Hardin - Armstrong
1924 heiratete er Lil Hardin, die in Olivers Band das Piano spielte. Mit ihrem städtischen Lebensstil und ihrer Geschäftstüchtigkeit hatte sie enormen Einfluss auf Armstrong. Ende 1924 wechselte er für ein Jahr zu Fletcher Hendersons Band nach New York. 1925 kehrte Louis nach Chicago und zu seiner Frau zurück. Vor allem die Plattenaufnahmen, die er mit den "Hot Five" und "Hot Seven" zwischen 1925 und 1928 in Chicago tätigte begründeten seinen Ruhm. Ab April 1926 spielte Louis für knapp ein Jahr in dem Orchester von Caroll Dickerson. 1927 versuchte er sich als eigener Bandleader, scheiterte aber und kehrte 1928 wieder in die Band von Caroll Dickerson zurück. Armstrong trennte sich 1931 von seiner Frau Lil. Louis Armstrong ging nach der Trennung auf Tournee durch England, Belgien, Schweden, Dänemark, Frankreich, die Schweiz und Italien und kehrte 1935 nach mehreren Tourneen wieder nach New York zurück.
 Link ➨        Louis Armstrong
Louis Armstrong war der erste richtige Star des Jazz und Erfinder sowie ein Meister des Scat-Gesangs. Er spielte als Solist in den berühmtesten Bands der Zeit, begleitete so bedeutende Sängerinnen wie Ella Fitzgerald und Bessie Smith und tourte durch die ganze Welt. Sein Trompetenspiel war unverwechselbar und sein rauher Gesang wirkte stilbildend in einer Zeit, in der es die ersten wahren Solisten im Jazz gab. Als Mitte der 1940er Jahre der "Bebop" die Musik bestimmte, blieb Armstrong trotzdem der König des "Swing" und brachte 1949 mit "Blueberry Hill" sogar einen Hit in die amerikanischen Hitparaden. Mitte der 60er Jahre schaffte Armstrong, was niemand einem Jazzer zugetraut hätte: Seine Hits "What a Wonderful World" und "Hello, Dolly" verdrängten die Beatles von den ersten Plätzen der US-Charts. Er starb am 6. Juli 1971 in New York.

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