Wenige dürften wissen, dass der estnische Komponist Arvo Pärt auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Erst wurde ihm das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse im Tallinner Kadriorg-Palast von Botschafterin Angelika Saupe-Berchtold überreicht worden.Pärt erklärte bei dieser Gelegenheit, wie er unversehens Bürger des Alpenstaates geworden ist. Er sei, so Pärt laut Presseberichten, am 20. Jänner 1980 als Staatenloser mit Frau, Kindern und sechs grossen Koffern voller Manuskripte auf dem Bahnhof Wien von einer Mitarbeiterin der Universal Edition abgefangen worden. Der Verlag habe ihm eine Zusammenarbeit angeboten, und einige Monate später hätten er und seine Familie österreichische Pässe erhalten. Arvo Pärt: "Eine so großzügige Geste von einem Staat im vielleicht schwierigsten Moment des Lebens eines beinahe unbekannten Komponisten - Sie können sich vorstellen wie glücklich und dankbar wir damals waren."
Die Universal Edition setzte ein publizistisches Zeichen der besonderen Art: Bevor Arvo Pärts vierte Sinfonie überhaupt uraufgeführt wurde, konntedie Partitur auf einer speziellen Publikationsplattform online abgerufen werden. Die Sinfonie trägt den Titel "Los Angeles" und wurde am 10. Januar 2009 in - wenig erstaunlich - Los Angeles, in der Disney Hall uraufgeführt. Esa-Pekka Salonen dirigierte die Los Angeles Philharmonic. Es ist die erste Sinfonie, die Pärt seit rund vierzig Jahren zu Papier gebracht hat. Die Partitur kann auf der Publikationsplattform ISSUU kostenlos durchgeblättert und sogar ausgedruckt werden.
Biografie. Arvo Pärt wurde am 11. September 1935 in Paide (Estland) als Sohn eines Kraftfahrers geboren. Mit sieben Jahren erhielt er die ersten Klavierstunden. Zwischen 1954 und 1963 studierte er Komposition bei Veljo Tormis und Heino Eller an der Musikfachschule und Musikakademie in Tallinn. Während des Militärdienstes von 1954-56 spielte er Oboe, Schlagwerk und Klavier in einer Militärkapelle. Bis 1967 arbeitete er als Tonmeister für den estischen Rundfunk und schrieb Filmmusik, um seine Familie ernähren zu können. 1980 musste Pärt seine Heimat auf Druck des Sowjet-Regimes verlassen. Er ging zunächst als DAAD-Stipendiat nach Wien. Ein Jahr später, 1981, ging er nach Berlin, wo er seitdem lebt.
In den 50er Jahren war Pärt von den Komponisten des Neoklassizismus beeinflusst. Dazu gehörten etwa Igor Strawinsky, George Auric und Arthur Honegger, eine Gruppe von Musikern, die sich in den 20er Jahren eine sachliche Kompositionstechnik zu Eigen machten und sich so von der Spätromantik abwandten. Pärt ließ sich jedoch bald auch von den neuesten Strömungen der musikalischen Avantgarde in den 60er Jahren beeinflussen: "Nekrolog", ein Stück, mit dem er im sozialistischen Estland für Furore sorgte, war die erste Zwölftonkomposition in seiner Heimat. Mit "Perpetuum mobile" wandte er sich 1963 auch der seriellen Technik zu. Die Verbindung Alter und Neuer Musik wurde zur Grundlage einer Collage-Technik, wie er sie Ende der 60er Jahre in "Pro et contra" und "Credo" anwandte.
Während einer Schaffenskrise in den 70er Jahren widmete sich Pärt intensiv der Gregorianik und der Renaissance, die ihn stark beeinflussten. Gregorianik, so Pärt in einem Interview mit der Zeitschrift "Fono Forum", habe in erster Linie nichts mit Musik zu tun, sondern mit Leben, Denken und Glauben. Er beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit Religion, insbesondere mit der russisch-orthodoxen Kirche. Nach 1976 wurde für Pärts Stil das Verfahren des "Tintinnabuli" ("kleines Geläute") prägend, ein minimalistisches Konzept, bei dem er seine Musik auf einzelne Klänge reduziert. Die bekanntesten Werke dieser Kompositionstechnik sind "Tabula rasa", "Cantus in Memory of Benjamin Britten" und "Fratres". Kirchenmusik ist ein wesentlicher Bestandteil seines Schaffens. Für "Tabula Rasa" erhielt Pärt den Estnischen Musikpreis. Den Edison Award und Preis der Tokioter Record Prize Academy erhielt er für die Einspielung der "Johannes-Passion".
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- Arvo Pärt - Biografie, Musik, Werke, Hörbeispiele - Universal Edition
- Arvo Paert Catalogue
- Symphony No. 4 Review Los Angeles Philharmonic
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- 24.1.17 [Letzte Aktualisierung, online seit 12.6.11]
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