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Mittwoch, 29. Juni 2011

Steppenwolf: Verse als Mindmap

Der Roman "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse kommt am 1.Juni 1927 auf den Markt und begründet seinen Weltruhm. Zum 50. Geburtstag (2. Juli 1927) erscheint auch die Hesse-Biografie von Hugo Ball. 1946 wird Hesse mit dem Literaturnobelpreis und 1955 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.


Lyrik - Steppenwolf. Kein anderes Werk wurde so missverstanden, musste von seinem Autor immer wieder verteidigt und erklärt werden. Andererseits hat gerade dieses Buch in den 1960er Jahren eine Hesse-Rezeption in Amerika und Deutschland ausgelöst. Zu Beginn der zwanziger Jahre erleidet der bald fünfzigjährige Hesse eine tiefe Lebenskrise, die sich in den Texten "Tagebuch eines Entgleisten" (1922) und "Kurgast" (unter dem Titel "Psychologia Balnearia" 1923 entstanden) äußert. In vielen Briefen aus jener Zeit klagt Hesse über Depressionen und spielt wiederholt auf Selbstmordgedanken an. Im August 1925 erwähnt er in einem Brief erstmals Pläne zu einem phantastischen Buch vom Steppenwolf, der darunter leidet, dass er zur Hälfte ein Mensch, zur anderen ein Wolf ist. Der Tiefpunkt der Krise ist im Winter 1925/26 erreicht. In diesem Zeitraum entsteht die überwiegende Mehrzahl der Krisis-Gedichte.
 Link ➨         Anhören: Hermann Hesse liest sein Gedicht "Skizzenblatt"
Hesse betont am 14. Oktober 1926 in einem Brief an Heinrich Wiegand, er "schreibe keine Dichtung, sondern eben Bekenntnis, so wie ein Ertrinkender oder Vergifteter sich nicht mit der Frisur beschäftigt oder mit der Modulation seiner Stimme, sondern eben hinausschreit." Er schickt das Manuskript der Krisis-Gedichte am 18. Juni 1926 an S. Fischer. Der Verleger widersetzt sich aber vorerst einer Veröffentlichung, und auch Hesses späteres Ansinnen, die Gedichte zusammen mit dem Roman erscheinen zu lassen, findet kein geneigtes Ohr. Im November 1926 erscheint eine Auswahl der Gedichte in der Neuen Rundschau unter dem Titel "Der Steppenwolf. Ein Stück Tagebuch in Versen". Die Reaktionen auf die Gedichte sind recht zwiespältig: Von einigen wenigen - unter ihnen Thomas Mann, Stefan Zweig und Oskar Loerke - als neuartiger Ausdrucksversuch des Dichters gelobt, rufen sie bei der Mehrzahl der Leser und Leserinnen, nicht zuletzt bei seinem Verleger selbst, Widerwillen und Ablehnung hervor
Prosa - Steppenwolf.   Hesse macht sich in der Folge daran, die Gedichte in eine Prosafassung umzuarbeiten. In nur sechs Wochen, vom 16. Dezember 1926 bis zum 11. Januar 1927, beendet Hesse das Tiposkript des "Prosa-Steppenwolfs", wie es Hesse in verschiedenen Briefen aus dieser Zeit bezeichnet. Hesse transformiert die lyrischen Texte in eine Prosafassung in nur sechs Wochen! Hugo Ball lässt er am 2. Januar 1927 wissen: "Zur Zeit sitze ich Tag für Tag, mit schmerzenden Augen und mit schmerzenden Gicht-Händen an der Schreibmaschine, um den Prosa-Steppenwolf ins Reine zu schreiben, der nach Fischers Absicht vielleicht schon zum Geburtstag als Buch erscheinen soll."
Zum 50. Geburtstag am 2. Juli 1927 soll auch die Hesse-Biografie von Hugo Ball erscheinen. Der angesichts der Krisis-Gedichte zögernde Verleger S. Fischer ist nun begeistert. "Es gibt den Roman Steppenwolf, in Prosa, der ist kürzlich zu Ende geschrieben und liegt beim Verleger, erscheint so bald wie möglich. Gestern sagte mir Fischer, der ihn noch auf der Reise zu Ende gelesen hatte, seine Meinung darüber. Ich habe ihn seit 25 Jahren nie so erschüttert, begeistert und auch beunruhigt von einem neuen Buch sprechen hören. Das Buch wird Aufsehen machen ..." schreibt Hesse am 9. Februar 1927 an seine Schwester Adele.

Das Jahr 1927 ist das Jahr, in dem Hesse seinen 50. Geburtstag feiert. Gleichzeitig mit dem Steppenwolf erscheint auch "Die Nürnberger Reise" beim S. Fischer Verlag in Berlin. Ebenso erscheint eine Biografie von Hermann Hesses Freund Hugo Ball. Der Biograf Hugo Ball ist Autor und Mitbegründer der Zürcher Dada-Bewegung. Doch schon im September 1927 stirbt Hugo Ball. Auf Wunsch von Hesses zweiter Frau, Ruth Wenger, erfolgt in diesem Jahr auch die Scheidung der 1924 geschlossenen Ehe.
 Link ➨        Zur Entstehungsgeschichte von Hermann Hesses Steppenwolf-Roman   
Hugo Ball über Hermann Hesse und den "Steppenwolf": 
"Ein Werk auf die Katastrophe hin bauen", dieses Nietzschewort liegt Hesse sehr nahe; er selbst könnte sein Werk auf die Katastrophe hin bauen oder gebaut haben." Bei Hölderlin wie bei Novalis sieht Hesse "das Schicksal des außerordentlichen, genialen Menschen, dem die Anpassung an die normale Welt nicht gelingt; das Schicksal des Sonntagskindes, das den Alltag nicht ertragen kann, das Schicksal des Helden, der in der Luft des gemeinen Lebens erstickt". Das ist die Begründung der Steppenwolf-Gedichte und -Ausfälle. Im Nachwort zu "Novalis" sowohl wie zum "Hölderlin" (beide bei Fischer) stehen Sätze, die jeder Freund des Dichters als dessen eigenes Problem, als seine eigene Qual erkennt.

Von Novalis sagt er: "Ebenso wie sein kurzes, äußerlich tatenloses Leben den Eindruck seltsamster Fülle macht und jede Sinnlichkeit wie jede Geistigkeit erschöpft zu haben scheint, so zeigen die Runen dieses Werkes unter spielender, entzückend blumiger Oberfläche alle Abgründe des Geistes, der Vergöttlichung durch den Geist und der Verzweiflung am Geiste." Auch das Schicksal des Hölderlin gibt einen Aufschluss über die mitunter befremdlichen Lebensexperimente des Steppenwolf-Dichters. Das Schicksal Hölderlins lässt ihn mahnen: "Es ist lebensgefährlich, sein Triebleben allzu einseitig unter die Herrschaft des triebfeindlichen Geistes zu stellen, denn jedes Stück unseres Trieblebens, dessen Sublimierung nicht völlig gelingt, bringt uns auf dem Wege der Verdrängung schwere Leiden. Dies war Hölderlins individuelles Problem, und er ist ihm erlegen. Er hat eine Geistigkeit in sich hochgezüchtet, welche seiner Natur Gewalt antat."

Hesses Studium und Liebhaberei wird mit den Jahren mehr und mehr die Magie. Sie ist ihm der bildhaft betonte Geist; die von allen Kräften der Sinne und der Seele zugleich erfüllte Phantasieform. Sie ist ihm das Siegel und die ergreifende Energie der Geste, der Andeutung, des Namens. Sie ist ihm eine Wehr gegen die Verkümmerung der Instinkte sowohl wie gegen ihre Verrohung. In der Magie hat alles unbewusste Triebleben eine adäquate geistige Form gefunden. Es gibt von Hesse eine Charakteristik "Goethe und Bettina" (Neue Rundschau 1924), worin der alte Herr Geheimrat kaum mehr kraxeln kann und doch die jüngsten Lebewesen noch in seinen Bann zieht. Hesse liebt das langsame Mittelpunktwerden, das den Mann von Weimar zu einer Zentralsonne am deutschen Himmel gemacht hat. Bei Mozart aber liebt er etwas anderes. Hier ist es das rosenrote Papageno-Märchen und die dunkle Glut des Teufels Don Giovanni, den ein ewig kicherndes Kinderherz in Kontrapunktik und Koloraturen so ganz und gar zu verstricken und zu verwickeln weiß, dass dieser Unhold, mehr als von Blitz und Donner, von der genialsten Tonkunst überwunden und unschädlich gemacht wird.

Der "Steppenwolf"-Roman, dieses Unikum von Dichtung, ist Hesses jüngste und mächtigste Inkarnation. Wenn es gelänge, den Feind im eigenen Innern zu packen und aufzulösen, die treibende vitale Kraft auf eine plausible Formel zu bringen; wenn es gelänge, dies leidenschaftlich unruhige, wogende, quälende, aller Sublimierung und Zivilisierung hohnsprechende Wesen auseinanderzulegen, in zierliche Worte zu fassen, es mit aller Gnade und allem Licht zu durchdringen –: Damit wäre etwas geschehen. Damit wäre diesem bisher unzugänglichen, namenlosen Wesen zu Leibe gerückt. Damit wäre für die Folge unliebsamen Überraschungen von der Instinktseite her vorgebeugt. Damit wäre die Lebenskraft selber entwurzelt und erschüttert; das Tier im Menschen wäre zutage gefördert und, wer weiß, vielleicht gebrochen. Damit wäre ein dämonisches Urbild gehoben, und einer Unsumme von Beängstigungen, von Hysterien, von schillernden Sophismen wäre der Weg verlegt. Damit wäre ein Humor ermöglicht, der mehr zu sein vermochte als anstellige Verlegenheit und gute Miene zum bösen Spiel.

Es gibt neben dem Idylliker und Asketen einen robusten, veitstänzerischen, flagellantischen Hesse. Es gibt neben dem schwermütigen Dichter des "Demian" einen überschäumenden, girrenden, tönenden Klingsor, der über zehn Leben verfügt. Es gibt, seit dem "Steppenwolf", einen Hesse, dem der Furor Teutonicus so gut bekannt ist wie der kleine schmachtende Pennäler. Er weiß die Harfe zu schlagen, dass sie unheimlich surrt und dröhnt, nachdem sie vergebens gesäuselt und gesungen hat. Der Wolf (auch in Wolfgang Amadeus und in Johann Wolfgang) ist ein Raubtier, das über scharfe Augen und Ohren und über ein respektables Gebiss verfügt. Rehen, Gänsen und Hasen, Eseln ebenso ist dieses Tier sehr gefährlich. Es gibt, vor seinen geschärften Sinnen, keine intellektualistischen Kunststücke und mogelnden Flausen –: Das ist der Ernst dieses Romans. Sein Spaß aber ist: Dass dieses weltfremde Wesen noch mit fünfzig Jahren viele graziöse Steps hat tanzen müssen, ehe es imstande war, als ein richtiger Steppenwolf ein wenig Munterkeit in die literarische Zunft zu bringen.
 Link ➨        Hesse Wohnhaus in Gaienhofen am Bodensee - Höri-Museum
Vor diesem wohlgebauten Steppenwolf verfangen keine falschen Geburtstagstiraden. Nur der heilige Franz selber könnte ihn bekehren. Dass solch ein mythologisches Untier sich mitten in unserem modernen Leben mag blicken lassen, das deutet auf eine Zeit, in der man die Kunst der Liebe und der Begütigung, die verstehende menschliche Kunst nur noch gedruckt, nur schwarz auf weiß noch zu finden vermag. Gleichwohl: In diesem männlichen, ernsten Buche ist, mit negativem Vorzeichen, die Romantik noch einmal. Hier ist die Mystik unseres Görres und die Welt des alten Brognoli. Mag man ach und weh und vielleicht Schlimmeres rufen; gleichwohl: Hier ist der Versuch, die zusammengefassten und auf eine glückliche Formel gebrachten Dämonismen unserer Zeit abzustoßen, um Raum zu gewinnen für alle Güte und unbehinderte Höhe. Hier ist ein jugendlich tanzender Kämpe, der mit Augen, in die man aus Scheu nicht zu blicken wagt, seine Sache verteidigt und seine Liebe schützt. Als Wappen- und Totemtier tritt er an die Spitze eines Bundes von heimlich Versunkenen, deren Herz und Geist die hohen Worte blank und rein erhalten wissen will.

Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört!

Am 30.Juni 1945 erhält Erich Kästner in Mayrhofen/Tirol Besuch von einem früheren Bekannten: Peter D. Mendelssohn, Ullstein-Journalist und Schriftsteller. Erich Kästner ("Ich bin der Dichter, der euch anfleht und beschwört, Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört!") soll an der Reeducation der Deutschen mitwirken.

Neue Zeitung. Aus seinem Tagebuch "Notabene 45" erfahren wir - unter dem Datum 18. Juni 1945 - auch vom Besuch zweier Deutscher in amerikanischer Uniform. Sie befragten ihn über sein Leben und Tun während der Nazi-Zeit und verabschiedeten sich wieder. Zwölf Tage darauf, also an jenem 30. Juni 1945, trug man ihm die Mitarbeit an einer Zeitung an. Er sagte zu. Und wurde zum Leiter des Feuilletons des renommiertesten Blattes im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit, der "Neuen Zeitung".
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Die von den US-Alliierten kontrollierte "Neue Zeitung" war ein intellektuelles Forum für einen demokratischen Neubeginn in der von den Nazis verwüsteten Presselandschaft. Sie war ein typisches Produkt der amerikanischen Auffassung einer Reeducation, einer Umerziehung der Deutschen zu demokratisch denkenden und fühlenden Menschen. Die Nachrichten waren weitgehend frei von Wertungen, die Kommentare indessen klug abwägende und nie aufdringlich formulierte Meinungen. Die Redaktion bürgte für Seriosität und Sensibilität gegenüber den Lesern; sie bestand aus Amerikanern, naturalisierten Emigranten und - wie Erich Kästner - deutschen Schriftstellern und stand unter Leitung von Hans Habe. Die Außenpolitik verantwortete Stefan Heym, die Innenpolitik Robert Lembke, die Wissenschaftsredaktion leitete Hildegard Brücher, später eine prominente Politikerin der Bundesrepublik. Die "Neue Zeitung" erschien vom 18. Oktober 1945 bis zum 30. Januar 1955; als Produkt der amerikanischen Besatzungsmacht und schließlich doch auch in den Dienst des Kalten Kriegs genötigt, musste sie letztlich den in deutschen Verlagen erschienenen Qualitätsblättern weichen.
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Innere Emigration. Erich Kästner war gerade 34 Jahre alt geworden und auf dem Höhepunkt seines schriftstellerischen Schaffens, da wurde sein Erfolg durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten gebremst. Seine Kritik am Krieg und seine Klage über die Not der Armen auf der einen Seite und seine Entlarvung der Ausschweifungen der Wohlhabenden auf der anderen Seite erregten den Ärger der neuen Herrscher. Und so gehörten die Bücher Erich Kästners zu denen, die am 10. Mai 1933 in den Scheiterhaufen geworfen wurden mit Schlachtrufen wie "Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner". Die Gedichtbände "Herz auf Taille" (1928), "Ein Mann gibt Auskunft" (1930), "Gesang zwischen den Stühlen" (1932) und sein satirischer Roman "Fabian" (1931) landen auf dem Scheiterhaufen.
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Erich Kästner mischte sich an jenem 10. Mai 1933 in Berlin unter das "Publikum": "Und im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen. Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt. ... Plötzlich rief eine schrille Frauenstimme: "Dort steht ja Kästner!" Eine junge Kabarettistin, die sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte hatte mich stehen sehen und ihrer Verblüffung übertrieben laut Ausdruck verliehen." (In: Erich Kästner: Bei Durchsicht meiner Bücher)
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Dekadenz und moralischen Verfall sahen die Nationalsozialisten in einigen Gedichten, aber vor allem in Kästners Roman "Fabian". Erich Kästner selbst schreibt in einem – erst nach dem 2. Weltkrieg veröffentlichten - Nachwort des Buches darüber: "Dieses Buch ist nichts für Konfirmanden, ganz gleich, wie alt sie sind. Der Autor weist wiederholt auf die anatomische Verschiedenheit der Geschlechter hin. Er lässt in verschiedenen Kapiteln völlig unbekleidete Damen und andere Frauen herumlaufen. Er deutet wiederholt jenen Vorgang an, den man, temperamentloserweise, Beischlaf nennt. Er trägt nicht einmal Bedenken, abnorme Spielarten des Geschlechtslebens zu erwähnen. Er unterlässt nichts, was die Sittenrichter zu der Bemerkung veranlassen könnte: Dieser Mensch ist ein Schweinigel" (In: Fabian, S. 239). Solche Literatur konnten die braunen Machthaber aus ihrer Sicht nicht tolerieren, daher wurde sie kurzerhand verboten und verbrannt. Und da Kästner darüber hinaus noch kritische Texte gegen Krieg, Diktatur, Engstirnigkeit, Intoleranz, Unmenschlichkeit geschrieben hatte, blieb er während des Dritten Reichs ständig unter Beobachtung der Nationalsozialisten.
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Kästners Entscheidung, nicht zu emigrieren, hängt mit der überaus engen Mutterbindung zusammen. Infolge des zunächst jedoch nur auf deutsches Gebiet beschränkten Publikationsverbotes konnte er weiterhin im Ausland, vor allem in der Schweiz, veröffentlichen. Zwei Romanfragmente ("Der Doppelgänger" und "Der Zauberlehrling") blieben bis zu ihrem Erstabdruck in den "Gesammelten Schriften" unter Verschluss. Unter Pseudonym schreibt Kästner das Drehbuch für den Ufa-Jubiläumsfilm "Münchhausen". Diese Arbeit am "Münchhausen"-Film sicherte ihm zwar ein gewisses finanzielles Auskommen, nachdem seit Kriegsbeginn jede Honorarzahlung aus dem Ausland unterblieben war, gleichwohl entzog ihm im Januar 1943 die Reichskulturkammer die erteilte "Sondergenehmigung", was nun ein umfassendes Verbot, überhaupt schriftstellerisch tätig zu sein, bedeutete. Während des Dritten Reiches erschienen im Züricher Atrium-Verlag eine Neuzusammenstellung seiner mehr unpolitischen Gedichte ("Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke", 1936), einige Kinderbücher und die drei Unterhaltungsromane: "Drei Männer im Schnee" (1934), "Die verschwundene Miniatur" (1935) und "Georg und die Zwischenfälle" (1938, später unter dem Titel "Der kleine Grenzverkehr"). In diesen Texten vermeidet Kästner jede Satire und Sozialkritik, sondern entwirft eine weitgehend entpolitisierte Wirklichkeit.
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In einer Ansprache auf der Hamburger PEN-Tagung am 10. Mai 1958 sagte Kästner über die Widerstandsmöglichkeit vor und während einer Diktatur: "Im modernen undemokratischen Staat wird der Held zum Anachronismus. Der Held ohne Mikrophone und ohne Zeitungsecho wird zum tragischen Hanswurst (... ). Er wird zum Märtyrer." Die Ereignisse nach 1933 hätten spätestens 1928 "bekämpft" werden müssen, denn: "(...) drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben."
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Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Büros, als wären es Kasernen.

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.
Und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.
Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will
- und es ist sein Beruf etwas zu wollen -
steht der Verstand erst stramm und zweitens still.
Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen
und mit gezognem Scheitel auf die Welt.
Dort wird man nicht als Zivilist geboren.
Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein.
Es könnte glücklich sein und glücklich machen?
Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein
und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann!
Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.
Das will mit Bleisoldaten spielen.

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.
Was man auch baut - es werden stets Kasernen.
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

Ich bin der Dichter, der euch anfleht und beschwört.
Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört.

Kästners literarisches Engagement richtet sich nach dem Krieg auf ihm schon zumeist vertraute Bereiche: neben seiner Tätigkeit für den PEN-Club vor allem Kabarett, Journalismus, Jugenderziehung und -literatur, Drehbuch, Herausgebertätigkeit. In fast jedem Text zeigt sich die Kontinuität seines schriftstellerischen Selbstverständnisses, er bleibt Satiriker, Moralist, Aufklärer, Pädagoge. 
Die von ihm so verachtete "Dummheit" nimmt er aufs Korn und vertritt die Idee des jede Gesellschaft allererst humanitär und harmonisch organisierenden Vernunftprinzips. "Der Krieg ist aus. Die Übermenschen sind gegangen. Und die Dichter dürfen wieder ihr altes Amt übernehmen, uns daran zu erinnern, dass wir, wenn schon nicht gut, so doch besser werden sollten. Und wenn nicht aus Liebe und Güte, so um Himmels willen endlich aus Gründen der Vernunft! Ehe der Globus mit einem lauten Knall zerplatzt!"

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 Anhören: Die Entwicklung der Menschheit - Musik Holger Münzer

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.
 Link ➨        Kästner im Netz     
Allerdings verstärkt sich die immer schon vorhandene Resignation in bezug auf die Erziehbarkeit seiner Zeitgenossen; die Skepsis gegenüber dem "Dichteramt" als pädagogische Aufgabe wird deutlicher: "Ich bin der Dichter, der euch anfleht und beschwört. Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört". Wie für viele andere Autoren bedeutete auch für Kästner diese Bücherverbrennung einen wesentlichen Einschnitt in Leben und Werk. Er lernt auch aus dieser Erfahrung, setzt sich im weiteren Verlauf seines Lebens vehement gegen jegliche Zensur ein und erinnert immer wieder an die Bücherverbrennung.
: Link ➨       Anhören: Zeitgenossen haufenweise - Musik Holger Münzer
Erich Kästner.  Geboren am 23. 2. 1899 in Dresden, besuchte von 1906-1913 die Volksschule und bis 1917 das Freiherrlich von Fletscher'sche Lehrerseminar in Dresden; 1917/18 Militärdienst, anschließend Abschlusskurs am Lehrerseminar, 1919 Abitur am Dresdner König Georg-Gymnasium, darauf Studienbeginn in Leipzig (Germanistik, Geschichte, Philosophie, Theatergeschichte); ab 1920 erste Zeitungsveröffentlichungen, 1922 Anstellung am Zeitungswissenschaftlichen Institut in Leipzig und Mitarbeit an der "Neuen Leipziger Zeitung"; 1925 Promotion, Fortsetzung der Redakteurstätigkeit, ab 1927 in Berlin als Theaterkritiker und freier Mitarbeiter u. a. bei "Weltbühne", "Montag Morgen", "Vossische Zeitung"; 1931 Wahl in den PEN-Club; 1933 Verbrennung seiner Bücher durch die Nationalsozialisten, 1934 erstmals und 1937 erneut von der Gestapo verhaftet; 1937 Reise nach Reichenhall bzw. Salzburg; Januar 1943 endgültiges Schreibverbot; März 1945 Filmexpedition nach Mayrhofen/Tirol, im Herbst Gründung des Kabaretts "Die Schaubude" in München, wo Kästner sich als Feuilletonchef der "Neuen Zeitung" niederließ; 1951 Präsident des westdeutschen PEN-Zentrums, Gründung des Münchner Kabaretts "Die kleine Freiheit" im selben Jahr; 1962/63 Sanatoriumsaufenthalt in Agra/Tessin; 1963 Ehrenpräsident des PEN, Januar bis August 1964 wieder in Agra; im Herbst Ausstellung des Goethe-Instituts in München; nach zahlreichen Lesungen auch im europäischen Ausland zieht sich Kästner um 1966 fast vollständig aus dem Literaturbetrieb zurück; er stirbt am 29.7.1974 in München.
 Link ➨         Erich-Kästner-Museum
Preise:

* Bundesfilmpreis für "Das doppelte Lottchen" ( 1950)
* Literaturpreis der Stadt München (1956)
* Georg-Büchner-Preis (1957)
* Hans Christian-Andersen-Medaille des Internationalen Kuratoriums für das    Jugendbuch (1960)
* Erster Preis ("Goldener Igel") im internationalen Humoristenwettbewerb
   der bulgarischen Jugendzeitung "Narodna Mladesch", Sofia (1966)
* Literaturpreis der Deutschen Freimaurer, Überreichung
   des Lessing-Rings (1968)
* Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München (1970)
* Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München (1974).
 Link ➨         Erich Kästner Kommentierte Linksammlung, UB der FU Berlin

Der Stuhl Petri in der Türkei

Am 29. Juni 1627 wurde durch Papst Urban VIII. das 29 Meter hohe und 63 Tonnen schwere Barockgebilde, der Baldachin für den Papstaltar im Petersdom von Gian Lorenzo Bernini angefertigt, eingeweiht. Intention von Gian Lorenzo Bernini war der Bischofsstuhl des Apostel Petrus, auf den die Päpste als seine Nachfolger ihren Primat zurückführen.

Stuhl Petri in der Türkei. Über dem Papstaltar errichtete Bernini im Auftrag des Papstes Urban VIII. das Altarziborium. Mit diesem Werk, dessen Höhe (29 m) der des Palazzo Farnese entspricht, einen neuen Typ des Altarziboriums. Ein Gegenstück zum Papstaltar ist die Cathedra Petri in der Chorapsis, ebenfalls ein Werk Berninis (1657-1666). Intention Berninis war der Bischofsstuhl des Apostel Petrus, auf den die Päpste als seine Nachfolger ihren Primat zurückführen. Natürlich war dieser Bischofsstuhl auch eine propagandistische Aussage in Zeiten des Glaubenskrieges und des Streits über die Führung der Christen durch Rom.

Die Frage - ob Petrus je Bischof von Rom, geschweige denn überhaupt je in Rom war, bleibt bis heute ausschließlich Spekulation. Weder aus den biblischen Texten noch aus sonstigen Quellen geht eine derartige Anwesenheit schlüssiger hervor als seine Abwesenheit. Die Wirksamkeit des Petrus in Antiochia - dem heutigen Antakya in der Türkei - ist dagegen unbestritten. Aber auch hier macht ihn die propagandistische  Überlieferung zum ersten Bischof an diesem Ort, der 42 n. Chr. dort seinen Sitz genommen habe - den "Stuhl Petri". 
Das Patriarchat von Antiochia (oder Antiochien) soll vom Apostel Petrus bereits im Jahre 34 n. Chr. gegründet worden sein. Die legitime Nachfolge des Patriarchats beanspruchen nach einer Spaltung im 5. Jahrhundert und weiteren folgenden Spaltungen heute mindestens drei christliche Kirchen für sich. Somit sieht jede Kirche ihren jeweiligen Patriarchen als legitimen Nachfolger des Apostel Petrus auf der Kathedra von Antiochien an. Keiner dieser Patriarchen residiert aber heute noch in der Stadt Antiochia (heute Antakya in der Türkei). Immerhin gilt die dortige "Petrus-Grotte" als erste christliche Kirche der Welt. Die syrisch-orthodoxe Kirche, deren Patriarch einst in Antiochien residierte (heute in Damaskus) besteht bis heute darauf, dass der "Stuhl Petri" von Antiochien älter ist als der "Stuhl Petri" zu Rom und kann als Beleg dafür immerhin die Apostelgeschichte anführen.  
Seit der Kreuzzugszeit bis 1953 gab es auch noch einen Lateinischen Patriarchen von Antiochia, der nach dem Scheitern der Kreuzfahrerstaaten in Rom residierte und keine praktische Funktion mehr hatte. 1953 starb der letzte Amtsinhaber, 1964 wurde der Posten in Übereinkunft von Papst Paul VI. und dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel Athenagoras gemeinsam mit den beiden anderen lateinischen Patriarchaten von Alexandria und Konstantinopel abgeschafft.  
Nach der Apostelgeschichte des christlichen Evangeliums wurden die ersten christlichen Gemeinden auf dem Gebiet der heutigen Türkei von Gläubigen gegründet, die vor der Verfolgung durch Saulus bzw. Paulus aus Judäa flohen. Die Stadt Antiochia wird ausdrücklich genannt. Dort hin wurde Paulus gerufen, nachdem er sich nach seiner Bekehrung eine Zeitlang in seiner Geburtsstadt Tarsus aufgehalten hatte, die ebenfalls in der heutigen Türkei liegt.

Ein dichtes Netzwerk von Städten und jüdischen Gemeinden, eine einheitliche Sprache, religiöse Aufgeschlossenheit – das Gebiet der heutigen Türkei bot den frühen christlichen Missionaren ideale Ausgangsbedingungen. Nicht nur Paulus hat hier gewirkt und die meisten seiner Briefe richteten sich an die Gemeinden in der "Türkei".

In Kleinasien kam es auch zu entscheidenden Weichenstellungen für das junge Christentum: Hier hat sich auf den Konzilen in Nizäa, Konstantinopel und Ephesus der christliche Glaube mit bis heute gültigen Lehrsätzen formiert, hier fiel zum ersten Mal die Bezeichnung „Christen“. Wie überhaupt bis ins 10. Jahrhundert sämtliche Konzilien in Anatolien abgehalten wurden, und zwar in Nizea/Iznik das erste (325) und das siebte (787), in Konstantinopel/Istanbul das zweite (381), fünfte (553), sechste (680 – 81) und achte (869 – 70), in Ephesos das dritte (431), in Chalzedon/Kadiköy das vierte (451). 
Die in der Offenbarung des Johannes erwähnten, Kirchen  liegen in Anatolien: Ephesos (Efes), Smyrna (Izmir), Laodicea ad Lycum (Denizli,Goncali), Sardis (Sart), Pergamum (Bergama), Philadelphia (Alasehir) und Thyatira (Akhisar). Dass der Nikolaus ein "türkischer" Bischof gewesen sein soll, ist hinlänglich bekannt. Ja selbst das "Alte Testament" verzichtet nicht auf die Türkei: Der Ararat in Anatolien war der biblischen Erzählung nach der Ort, an dem der Arche Noah landete.   
Papa. In der römisch-katholischen Kirche stammt die erste bekannte Verbindung des Titels "Papst" mit dem Bischof von Rom aus der Zeit des Marcellinus († 304), der in der Grabinschrift des Diakons Severus so bezeichnet wird. Bischof Siricius von Rom (385–399) bezeichnet sich als erster amtlich als Papa, als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom wird der Begriff von Gregor I. (590-604) gesetzlich festgeschrieben. Vorher (ab dem 3. Jahrhundert) war es eine Ehrenbezeichnung für Bischöfe, Patriarchen und Äbte vor allem im Orient – da die koptische Kirche bereits seit dem Konzil von Chalcedon 451 nicht mehr zur gleichen Kirche wie die lateinische gehört, führt ihr Oberhaupt ebenfalls den Titel Papst. Im fünften Jahrhundert entstehen mehrere Bistümer, an deren Spitze Bischöfe als oberste Priester stehen, die so genannten Patriarchen. Darunter ragen 5 Patriarchate als besonders bedeutend hervor. Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem bilden die Spitzen der "Weltkirche". Seit Leo I. (Bischof von Rom 440 bis 461) führt der römische Papst die Bezeichnung "Pontifex Maximus", die bis zu Kaiser Gratian der römische Kaiser als oberster römischer Priester trug.
Primat. Papst Leo der Große (440-461) wird schließlich das Primat, den Alleinvertretungsanspruch des römischen Patriarchats durchsetzen, indem er den Papst, also sich selber als Stellvertreter Petri definiert. Auf dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 wird allerdings auch dem Patriarchen von Konstantinopel ein Primat zugesprochen, die Ostkirche beginnt sich von der westlich-römischen Kirche zu entfremden. Die Entfremdung gipfelt schließlich im Morgenländischen Schisma von 1054, das die Trennung der römisch-katholischen von der orthodoxen Kirche für immer besiegelt.
 Link ➨         Gian Lorenzo Bernini - Wikipedia
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Gian Lorenzo Bernini. (Gianlorenzo Bernini, Giovanni Lorenzo Bernini, Dzhovanni Lorentso Bernini *7.12.1598 Neapel, †28.11.1680 Rom) Er war einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer und Architekten. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der barocken Skulptur und Architektur in Rom. Ausgebildet wurde Bernini in der Bildhauerwerkstatt seines Vaters Pietro Bernini (1562-1629).

Metamorphosen. Zunächst wird Bernini mit Skulpturen wie David, die Gruppen Pluto und Proserpina oder Apollo und Daphne bekannt. Sie sind in der Villa Borghese in Rom zu sehen und fallen durch ihre außergewöhnliche Dynamik, Bewegungsrichtung, dramatische Licht-Schatten-Effekte und erregende Gebärden auf. Seine Skulpturen sind stilistisch stark an den Hellenismus bzw. Ovids "Metamorphosen" angelehnt. Das Standbild "Apollo und Daphne", die für Kardinal Borghese geschaffene Statue des "David"(1623-24) oder der Triton-Brunnen (1640) sind die wohl bekanntesten unter ihnen.

Ekstase. Später (1654-62) meißelt Gianlorenzo einem Marmorblock das Kunstwerk "Die Ekstase der Hl. Teresa", heute in der Privatkapelle der Familie Cornaro. Er inszenierte die Verzückung der heiligen Therese von Avila. Ein lächelnder Engel zielt mit einem Pfeil auf das Herz der Heiligen, die zitternd vor Sinnlichkeit erbebt. Mitglieder der Adelsfamilie sehen dem Schauspiel in den seitlichen Logen zu. Spanische Mystik, barockes Lebensgefühl, heidnischer Eros und religiöse Ekstase steigern sich hier zum Glaubenswunder. Der Altar der hl. Therese ist eines der meist bewunderten und zugleich am heftigsten abgelehnten Werke der religiösen Kunst. Bernini schuf ihn im Auftrag des venezianischen Kardinals Cornaro. Nach des Künstlers Meinung sein Meisterwerk als Bildhauer.

Diplomatie. Mit viel Esprit versteht Bernini es, Kurie und Päpste so von seinen künstlerischen Plänen zu überzeugen als wären sie die ihren. Sein wichtigster Förderer, Papst Urban VIII., betraut den jungen Bernini mit dem Bau des Baldachins für den Papstaltar im Petersdom, den Bernini aus Bronze anfertigt (1624-33). Für den Hochadel des Kirchenstaates errichtet oder verschönert er in den Nobelbezirken Roms Paläste, z.B. Palazzo Barberini respektive Palazzo Chigi. Ein kluger Schachzug, schließlich haben die Barberini und Chigi mit Urban VIII. (Pontifikat: 1624-44) und Alexander VII. (1655-67) Familienmitglieder auf den Stuhl Petri gehievt.

Aber der eloquente Künstler wusste auch Pontifex Innozenz X. (1644-55), aus dem mit den Barberinis verfeindeten Haus der Pamphili, in seinen Bann zu ziehen. Als Berninis Fontana dei Quattro Fiumi (Vierstrombrunnen) am 14. Juni 1651 nach dreijähriger Bauzeit von Innozenz enthüllt wird, soll der Papst derart entzückt gewesen sein, dass er das Bauwerk eine volle Stunde von allen Seiten inspizierte. Zentrales Element des Brunnens stellt ein antiker ägyptischer Obelisk dar, auf dessen Spitze eine Taube mit Ölzweig im Schnabel sitzt - der geflügelte Friedensbringer war Symbol des Hauses Pamphili. Die vier um den hochaufragenden Obelisken angeordneten Götterfiguren stellen Donau, Ganges, Nil und Rio de la Plata dar - die damaligen Weltgegenden versinnbildlichend. Der Vierstrombrunnen kann als einzige Allegorie eines allumfassenden Herrschaftsanspruchs des Papstes gedeutet werden. Innozenz X. wusste diese aus Stein geschaffene Metapher zu schätzen.

Petersplatz. Bernini entwarf den Petersplatz zu der neuen Peterskirche (1656-1667). Das Grundrissnetz scheint sehr einfach, man stößt dennoch auf ungewöhnliche Lösungen und versteckte Ausbesserungen. Das Netz ist sehr komplex und ungleichmäßig. Das von Bernini geplante und geschaffene Meisterwerk besteht aus zwei miteinander verbundenen Plätzen: Der erste, größere ist ein an den Längsseiten geöffnetes Queroval; die Schmalseiten schließen über Kreissegmenten errichtete, 17 m breite Kolonnaden, die jeweils aus vier Reihen monumentaler dorischer Säulen und Pfeiler unter einem flachen Gebälk gebildet sind. Außerdem errichtete er im Vatikan die Scala Regia, die von der Kolonnade zu den Audienzsälen führt.

Grabmäler. Die Grabmäler für Urban VIII. und Alexander VII. und das Reiterstandbild von Konstantin zählen zu seinen Werken. Bernini genoss den Erfolg und wurde sogar nach Versailles eingeladen. Gian Lorenzo Berninis beste Skulpturen befinden sich in der Villa Borghese, die bereits erwähnte Verzückung der hl. Therese von Avila in der Kirche Sa. Susanna, die Büste von Innozenz X. in der Galerie des Palazzo Doria Pamphili. Als 70jähriger schuf Bernini die beiden Marmorengel. Sie waren jedoch zu Schade für die Engelsbrücke und gelangen auf Umwege in die Sa. Andrea delle Fratte.

Himmelfahrt. Die Santa Andrea al Quirinale, Berninis letztes und vielleicht eindrucksvollstes Werk gehört zu den Meisterwerken des römischen Barocks, bei dem das Gegenspiel von Kurven und Geraden zur Vollendung geführt ist. Papst Alexander II. erteilte Gian Lorenzo Bernini im Jahre 1658 den Auftrag zu den Bauarbeiten, die 1661 abgeschlossen wurden. Der Innenausbau zog sich aber bis 1675 hin. Über sie empfand Gian Lorenzo Bernini im Alter die größte Genugtuung. Sie ist mit allen Künsten ausgestattet, die der Barock zu bieten hat. Porphyrbekleidete Wände, der Strahlenglanz des Hauptaltars und die vergoldete Kassettendecke der Kuppel scheinen einzig dazu bestimmt, den Zuschauer mit in die Himmelfahrt des heiligen Andreas einzubeziehen.

Frankreich. Jules Mazarin, späterhin Kardinal und Erster Minister Frankreichs, lädt Bernini ein, nach Paris zu kommen. Anfangs will Alexander VII., der im Streit mit dem nationalistischen Kardinal liegt, seinen göttlichen Designer nicht gehen lassen. Einen Trakt des Louvre soll er in Paris verschönern, doch die künstlerische Expedition scheitert am praktisch veranlagten Finanzminister Colbert, der wenig übrig hat für pompösen, aber wenig funktionalen Barock hat. Seine Entwürfe für den Neubau des Louvre (1664-67) in Paris haben, obwohl sie letztlich nicht ausgeführt wurden, doch nachhaltigen Einfluss auf die europäische Profanbaukunst ausgeübt. Schlussendlich meißelt er den Sonnenkönig in Positur, richtet diesem dafür das Haar zurecht, er muss "die Stirn zeigen" und alsbald wird diese Haartracht zur höfischen nouvelle vague.

Francesco Borromini. Papst Urban VIII. hielt Bernini für einen neuen Michelangelo und prompt kritisierte ihn sein Größter Rivale, der schweizstämmige Francesco Borromini (25.9.1599 - 3.8.1667) aus Lugano, dass er nur Michelangelo kopiere. Als Risse im Petersdom auftreten, weiß dieser auch den Grund dafür: Auf dem weichen römischen Boden ist der von Bernini konstruierte südliche Glockenturm schuld, der dreimal so hoch und sechsmal so schwer sei, als er eigentlich sein dürfte. Gegensätze und die Nähe der rivalisierenden Künstler Francesco Borromini und Gian Lorenzo Bernini zeigen sich deutlich in den beiden Kirchen S. Carlo alle Quattro Fontane und S. Andrea al Quirinale. Borromini duldete keine kostspieligen und extravaganten Raumausstattungen, wie sie sein neapolitanischer Rivale verwendete.

Montag, 27. Juni 2011

Staatsstipendien für Video- und Medienkunst 2012

Einreichfrist: 31. Oktober 2011

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur vergibt für das Kalenderjahr 2012 drei Staatsstipendien für Video- und Medienkunst. Die Vergabe der Stipendien erfolgt auf Vorschlag einer unabhängigen Jury, vom Juryergebnis werden die Teilnehmer schriftlich informiert.

Teilnahmeberechtigt sind alle österreichischen oder seit drei Jahren in Österreich lebenden freiberuflichen Künstlerinnen und Künstler. Die Laufzeit des Stipendiums beträgt ein Jahr und ist mit monatlich € 1.100.- dotiert.

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Aus Harry wird Heinrich

Harry Heine ist gut 27 Jahre alt, als er am 28. Juni 1825 getauft wurde. Aus Harry wird Christian Johann Heinrich Heine. Aber dem Juden Heinrich Heine nützte die Taufe nicht, so wenig als sie gut hundert Jahre später den getauften Juden das Leben zu retten vermochte. Heine: "Jetzt bin ich als Jude und als Christ verhasst."

Taufe. Als Segen für seine Kindheit und Jugend durfte der in Düsseldorf am 13.Dezember 1797 geborene Heine die Eroberung der Rheinlande durch die französische Revolutionsarmee verzeichnen. Denn mit dieser Armee wurde in den eroberten Gebieten der Code Civil eingeführt, der Juden zu gleichberechtigten Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft machte. Eigenartig ist, dass Heine als deutscher Jude den Namen Harry erhielt. Sein Vater übernahm diesen englischen Namen von einem Freund. Unter diesem Namen wird er auch vom Rabbiner in das Buch der Gemeinde eingetragen. Beide Elternteile entstammten wohlhabenden jüdischen Familien, die den Hoffaktoren angehörten. Das ist auch der Grund, warum beide bestimmte Privilegien inne hatten, wie zum Beispiel Ghettofreiheit.
1814, nach den so genannten Befreiungskriegen, büßten die preußisch gewordenen Rheinprovinzen die allgemeine Rechtsgleichheit wieder ein, die Juden wurden erneut zu Bürgern zweiter Klasse. Nach 1815 tritt jetzt erstmals eine Kritik an der Emanzipation der Juden an die Öffentlichkeit und wird zu einem Faktor im politischen und geistigen Prozess. Traditionelle Antipathie gegen Juden und neue, die sich an bestimmte Tendenzen im radikalen, neuen demokratischen Nationalis­mus anschließt, Fremdenhass und Identitätsangst im "christlich-teutschen" Kreis sind dafür so charakteristisch wie judenfeindliche (Hepp, Hepp!) Krawalle von Bauern und kleinen Bürgern 1819, eine Art Revolte der alten gegen die neue Zeit, Kehrseite der sozialen Wandlungen in einer Krise und auch Ausdruck der Unzufriedenheit gegenüber den Regierungen.
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Ab 1822 verschärfte sich in Preußen der Rechtsdruck. Man hob das Judenedikt von 1812 wieder auf, 1823 schloss man sogar Synagogen. Reformen waren unmöglich geworden. Der Student der Rechte Heine krönte sein Studium folgerichtig mit einer christlichen Taufe. Die Konversion zum Protestantismus sollte ihm das "Entréebillet zur europäischen Kultur" verschaffen. Vergebens. Der junge Mann, wie auch der reife und der alternde – sie wurden in Deutschland den Makel der Geburt nie los. Der Makel der Taufe trat hinzu: "Ich bin jetzt bey Christ und Jude verhasst. Ich bereue sehr, dass ich mich getauft hab" – so Heine 1826.
 Link ➨        Oskar Werner liest Heinrich Heine: Wie kannst du ruhig schlafen
Bert Gerresheim: Heinrich Heine Monument
Lob des Christentums. Heine schrieb im Schlusswort von "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" 1834 an die Adresse der Franzosen, 99 Jahre vor der Machtergreifung jener, die auch seine Bücher verbrennen sollten: "Das Christentum - und das ist sein schönstes Verdienst - hat jene brutale germanische Kampflust einigermaßen besänftigt, konnte sie jedoch nicht zerstören, und wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder empor die Wildheit der alten Kämpfer, die unsinnige Berserkerwut(...) Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner. Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wisst: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in den fernsten Wüsten Afrikas werden sich in ihre königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte."

In seinen im Winter 1854 zwei Jahre vor seinem Tod in der Pariser Matratzengruft geschriebenen "Geständnissen" schreibt er über diese Taufe: "Die törichtsten und widersprechendsten Gerüchte sind in dieser Beziehung über mich in Umlauf gekommen. Sehr fromme, aber nicht sehr gescheute Männer des protestantischen Deutschlands haben mich dringend befragt, ob ich dem lutherisch-evangelischen Bekenntnisse, zu welchem ich mich bisher nur in lauer, offizieller Weise bekannte, jetzt, wo ich krank und gläubig geworden, mit größerer Sympathie als zuvor zugetan sei. Nein, ihr lieben Freunde, es ist in dieser Beziehung keine Änderung mit mir vorgegangen, und wenn ich überhaupt dem evangelischen Glauben angehörig bleibe, so geschieht es, weil er mich auch jetzt durchaus nicht geniert, wie er mich früher nie allzu sehr genierte. Freilich, ich gestehe es aufrichtig, als ich mich in Preußen und zumal in Berlin befand, hätte ich, wie manche meiner Freunde, mich gern von jedem kirchlichen Bande bestimmt losgesagt, wenn nicht die dortigen Behörden jedem, der sich zu keiner von den staatlich privilegierten positiven Religionen bekannte, den Aufenthalt in Preußen und zumal in Berlin verweigerten."
Heinrich Heine wollte durch die Taufe, von der er selbst gesagt hat, sie sei das "Entreebillett zur europäischen Kultur" in einem deutschen Staat angestellt werden, er wollte Professor in München werden. Später verbreitet sich auch das Gerücht, er sei zum katholischen Glauben übergetreten. Tatsächlich hat er seiner Frau den Wunsch erfüllt, in einer katholischen Kirche zu heiraten. (Wer über Heines Religionsverständnis oder Religiosität mehr wissen will, dem seien die oben zitierten "Geständnisse" ans Herz gelegt, eine Fülle von Überraschungen werden in unterhaltsamsten Ton geliefert.)

In seinem Testament von 1851 bekannte er sich zum Glauben an einen persönlichen Gott, ohne sich aber einer Kirche oder dem Judentum wieder anzunähern. In seinem Testament heißt es: "... Obschon ich durch den Taufakt der lutherischen Konfession angehöre, wünsche ich nicht, dass die Geistlichkeit dieser Kirche zu meinem Begräbnisse eingeladen werde; ebenso verzichte ich auf die Amtshandlung jeder andern Priesterschaft, um mein Leichenbegängnis zu feiern. Dieser Wunsch entspringt aus keiner freigeistigen Anwandlung. Seit vier Jahren habe ich allem philosophischen Stolze entsagt und bin zu religiösen Ideen und Gefühlen zurückgekehrt; ich sterbe im Glauben an einen einzigen Gott, den ewigen Schöpfer der Welt ..."

Titelblatt des Vorwärts! mit Heines „Weberlied“, 1844

 dem Juden Heinrich Heine nützte die Taufe nicht, so wenig als sie gut hundert Jahre später den getauften Juden das Leben zu retten vermochte. Das war eine Zeit, in der Juden auf der einen Seite Schwierigkeiten, aber auf der anderen Seite doch auch die Hoffnung hatten, dass ihre Situation mittels bestimmter Gesetze freier werden würde. Bis dahin konnten sich Juden jedenfalls nur im Kaufmannsstand etablieren. Genau aus diesem Stand kam ja auch Heinrich Heine. Und so wurde er "zumindest" Schriftsteller und wollte davon leben. Für diese Zeit ungewöhnlich und mancherorts wird er der erste Dichter genannt, der auch von seiner Dichtung leben wollte. Er gilt aber auch als der Erfinder oder Schöpfer des Feuilleton.
 Link ➨        "Geständnisse":
"Aber, wie du wohl weißt, geneigter Leser...Es ist nichts aus mir geworden, nichts als ein Dichter." Ein Text von Heinrich Heine, der mehr als jede schöne Biografie von Heinrich Heine hergibt, seine todkrank und unter Schmerzen in der Matratzengruft geschriebenen Geständnisse.
Burschenschafter. Ausgerechnet jene karnevallskostümierten, saufenden und schlagenden Burschenschafter führen als Beleg für ihre "Geistigkeit" immer auch Heinrich Heine als Zeitzeugen, als Burschenschafter. Sie unterschlagen die Wahrheit: Heine verbrachte seine Studienjahre an Universitäten in Bonn, Berlin und Göttingen. Dort auch wurde er zunehmend mit Antisemitismus und Unfreiheit konfrontiert. In Göttingen wurde er aus der Burschenschaft "Allgemeinheit" ausgeschlossen, weil er angeblich ein unkeusches Leben geführt hatte. Der wirkliche Grund allerdings war seine jüdische Herkunft. Heine hat einfach nicht in die "christlich-deutsche" Burschenschaft gepasst und galt als Außenseiter. Doch Heine ließ sich nicht auf Grund seines Glaubens aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließen. Er forderte zum Duell auf, worauf er in Göttingen von der Universität verwiesen wurde.
 Link ➨        Heine zum Anhören: Vorleser.net
Grab - Nordfriedhof in Paris
Franzose. Das Bild, das wir von Heinrich Heine haben, ist mit seinen Liebesliedern, mit Wintermärchen oder dem Weber-Lied höchst unvollkommen. Heine schrieb zwar die berühmtesten Liebeslieder der deutschen Lyrik. Nie sind so viele vor ihm oder nach ihm in alle Sprachen der Welt übersetzt werden – selbst ins Mongolische oder in kleinste Dialekte. Die "Loreley" wird in japanischen Grundschulen bis zum heutigen Tag auswendig gelernt! Heinrich Heine ist auch von so vielen Komponisten vertont worden wie wahrscheinlich kein anderer Autor in deutscher Sprache. Heine ein deutscher Dichter? Heine dichtete ebenso französisch, war Franzose. 1797 in Düsseldorf geboren, war Düsseldorf in französischer Hand. Er konnte auch deshalb aus Paris nicht ausgewiesen werden, wo er bis zu seinem Tode blieb. Er war ein europäischer Dichter.
 Link ➨         Heinrich Heine Online
Denk ich an Deutschland in der Nacht... Und er ist der Dichter der Verbannten. Heine durfte wegen Majestätsbeleidigung nicht zurück nach Deutschland, zu seiner Mutter. Heinrich Heine ist auf diese Weise auch zum Vorbild für alle Verbannten und Vertriebenen auf der ganzen Welt geworden. "Die Nachtgedanken", eines seiner berühmtesten Gedichte, mit der berühmten Anfangszeile "Denk ich an Deutschland in der Nacht...": Das war ja das Gedicht des Exils und ist es bis heute. Alle Exilierten auch aus Nazideutschland haben sich mit diesem Heine-Gedicht identifiziert. Heinrich Heine war als Vorbild fast so monumental, wie es Goethe für die Deutschen gewesen ist. Im "Almansor" heißt es: "Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Heine scheint also genau gewusst zu haben, welche Sprengkraft im Wort liegt.
 Link ➨        Heine und ... Düsseldorf
Mathilde Heine
Heinrich Heine. Geboren am 13.12.1797 in Düsseldorf als Sohn des jüdischen Schnittwarenhändlers Samson Heine. 1810-1814 Lyzeum Düsseldorf. 1815 kaufmännischer Lehrling in Frankfurt/Main. 1816 im Bankhaus seines vermögenden Onkels in Hamburg. Mit Unterstützung des Onkels Jurastudium in Bonn. 1820 nach Göttingen, relegiert wegen eines Duellvergehens. 1821-1823 Studium in Berlin. 1831 Reise nach Paris zum endgültigen Aufenthalt. 1835 Verbot seiner Schriften in Deutschland. Heine starb am 17.2.1856 in Paris.

Freitag, 24. Juni 2011

Staatsstipendien für künstlerische Fotografie 2012

Einreichungen bis 
spätestens 31. 10. 2011
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur vergibt für das Kalenderjahr 2012 fünf Staatsstipendien für künstlerische Fotografie. Die Vergabe der Stipendien erfolgt auf Vorschlag einer unabhängigen Jury, vom Juryergebnis werden die Teilnehmer schriftlich informiert. Es wird darauf hingewiesen, dass keine verbalisierte Begründung des Juryvorschlages erfolgt.

Teilnahmeberechtigt sind alle österreichischen oder seit drei Jahren in Österreich lebenden freiberuflichen Künstlerinnen und Künstler. Die Laufzeit des Stipendiums beträgt ein Jahr und ist mit monatlich € 1.100.- dotiert.

Die Einreichungen sind ab sofort bis spätestens 31. Oktober 2011 (es gilt das Datum des Poststempels) an die Abteilung V/1 des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, Concordiaplatz 2, 1010 Wien, zu senden. Einsendungen nach diesem Termin können nicht berücksichtigt werden. Der Jury werden nur vollständige Bewerbungen vorgelegt.

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Infos Staatsstipendien für künstlerische Fotografie 2012